Kaum einer der 1700 Einwohner, der nicht in die Vorbereitungen eingebunden war, sich als Helfer während des Festes einteilen ließ oder die Veranstaltungen im Festzelt besuchte. Tausende von Besucher lockte die Jubiläumsfeier von außerhalb nach Hermersberg.

So auch am Sonntag beim Festumzug. Von einer riesigen Zuschauerkulisse – geschätzt wurden 5000 bis 6000 Besucher – rollte der Umzug als Höhepunkt der Festtage gut zwei Stunden lang durch die Straßen. 37 Fußgruppen und Motivwagen ließen die Vergangenheit der Gemeinde Revue passieren. Hinzu kamen sieben Musikkapellen, die das „Fußvolk“ im rechten Schritt hielten.

Angeführt wurde der Umzug von Friedolin Deppert als Gemeindebote und Hans Wilhelm als Hundsfritz. Vor der Tribühne mit den Ehrengästen kam der Umzug immer wieder ins Stocken, weil eigens einstudierte Vorführungen gezeigt, Lieder gesungen oder mit klingendem Spiel ein akustischer Rahmen gesetzt wurde. So auch die katholische Kindertagesstätte und der Nachwuchs des Sportvereins, der in Fansprechchören für den eigenen Verein ausbrach. Die Landfrauen zeigten sich als Bienen verkleidet und in historischen Kostümen. Der Turnerbund hatte die einstige Milchsammelstelle nachgebaut und auf seinem Wagen eine Kuh mit Melkerin vor das Gebäude platziert. Es folgten Mitglieder als Bauern verkleidet mit Leiterwagen, auf denen sich große Milchkannen befanden. Die Jugend des Vereins zeigte derweil eine mitreißende Zumbaübung vor der Tribühne.

Zwischendurch konnte immer wieder Pfarrer Bernhard Walz in einer Soutane, die an Don Camillo erinnerte, gesichtet werden. Er lief zwischen den Wagen und Gruppen herum und verteilte Bonbons an die Zaungäste, um in einer Kutsche, in der das evangelische Pfarrerehepaar Emrich saß, mitzufahren. Der katholische Kirchenchor hatte die Kirche nachgebaut; so detailgetreu, dass weder Kirchenbänke noch eine Orgel fehlten. Die Damen auf dem Wagen waren alle in sonntäglicher Festkleidung mit Hut zu bewundern. Es folgte der evangelische Kirchenchor auf einem festlich geschmückten Wagen.

Die Feuerwehr sorgte für eine Abkühlung auf der Tribühne. Sie stellte den Brand des Rathauses dar und löschte nicht nur die Flammen im nachgebaute Gebäude, sondern auch das Temperament der Gäste. Mit Trommeln und Fanfaren samt acht Fahnenschwenkern zog der Fanfarenzug Bann durch die Straßen. Sehenswert war die 25 Personen starke Gruppe der Waldläufer, die mit Schwertern, Streitäxten und Hellebarden bewaffnet waren. Im Gefolge waren Frauen, Kinder und fürstliche Jäger, deren Windhundrasse für Aufsehen sorgte.

„Das singende Dorf“ hatte sich der MGV Frohsinn zum Motto auserkoren, der Ortschef Erich Sommer eine alte Fahne aus dem Jahr 1871 übergab, die im Besitz der Familie Juner die Jahrhunderte überdauert hat. Die Fahne des einstigen Kriegsveteranenvereins wird nach einer Restaurierung einen Ehrenplatz im Rathaus erhalten. Beim „Wutzeschlachtverein“ fehlte weder das nachgebildete Schwein noch der Wurstkessel. Die „Herzdamen“ waren in blonden Lockenperücken mit von der Partie. Der Kegelverein Holzland hatte eine Kegelbahn auf einem Anhänger nachgebaut und sich selbst als Kegel verkleidet. Auf dem Wagen des Obst- und Gartenbauvereins befand sich die restaurierte Klappermühle, eingebettet in der Landschaft der Sickingerhöhe. Mit historischen Gefährten beteiligten sich die Traktorfreunde Höheinöd; ihnen folgten Oldtimer-Fahrzeuge.

Eindrucksvoll waren nicht nur die nachgebildeten Malerfiguren des Malerbetriebs Lenhard, sondern auch die riesige Fachwerkkonstruktion der Zimmerei Deppert. Die Fußgruppe der VR-Bank Westpfalz hatte einen Schreibtisch mit einer alten schwarzen Schreibmaschine gestaltet. Die Tankstelle Sommer zeigte unter anderem eine alte Zapfsäule. Die Obstbrennerei Briegel verteilte Kostproben, während der Motorradstammtisch Arno seine Gefährte vorführte. Eindrucksvoll war die Nachbildung der einstigen Diskothek „Paradies“, die die Laienspielgruppe mit einem 70er-Jahre-DJ und entsprechender Kostümierung ausgestattet hatte. Mit von der Partie waren die Straußbuwe mit einem gebundenen Strauß und der Hohldrehverein mit einer Nachbildung des Rathauses samt Feuerwehrgerätehaus und Wasserturm, der Jägerstammtisch mit seinen Jagdhunden, die Sensenmäher aus Harsberg, die Trachtengruppe Höheinöd sowie die Reit- und Fahrvereine aus Weselberg und Hermersberg.

Die drei Schornsteinfeger im Umzug brachten der Gemeinde Glück. Erst als die letzte Umzugsnummer die Tribühne passierte, fing es an zu regnen. Nach dem Umzug zog es viele Besucher zum Festplatz, wo alle Musikkapellen Gastauftritte hatten. Groß bejubelt wurden nicht nur die Vereine der umliegenden Gemeinden, sondern auch die US Air Force Marching Band. Den spektakulären Abschluss bildete eine Feuershow der Gruppe Luminis Ignis am Kreisel, die von rund 400 Gästen verfolgt wurde. (Die Rheinpfalz)

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Die örtliche Laienspielgruppe hat sich mit ihrem Motivwagen der ehemaligen Diskothek „Paradies“ angenommen.



Friedolin Deppert (rechts) als Gemeindebote und Hans Wilhelm als Hundsfritz (links) führten den Umzug an.



Der Hohldrehverein hat ein Modell des alten Rathauses, des ehemaligen Feuerwehrhauses dahinter und des Wasserturms, der das Ortsbild prägt, gebaut.



Die katholische Kindertagesstätte hat sich viel Mühe mit den historischen Kostümen gegeben.



Die Herzdamen – Ton in Ton mit ihrem Auto.



Der Nachwuchs des Reit- und Fahrvereins Hermersberg hat die Pferde gesattelt.



Die spektakuläre Feuershow mit Luminis Ignis am Abend begeisterte das Publikum.

FOTOS: Jackson Noll